Dekra ISO 9001 Brandwache

Wie funktionieren Rauch- und Wärmeabzugsanlagen – und wer braucht sie?

Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) sind entscheidende Komponenten für die Schadensminimierung bei einem Brandausbruch.

Dabei geht es vor allem um das Verhindern von Personenschäden. Denn Rauchgase können bei Menschen im Gebäude zu schweren Verletzungen bis hin zur Bewusstlosigkeit führen. Ein funktionierender Rauchabzug ist daher unerlässlich, um bei einem Brand möglichst viel Zeit für die Evakuierung zu haben.

Es gibt verschiedene Systeme moderner Rauch- und Wärmeabzugsanlagen. Sie werden auch als Brandrauchverdünnungsanlagen (BRV) bezeichnet und haben alle ihre individuellen Vor- und Nachteile.

Wir stellen die verschiedenen Arten von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen für Gebäude näher vor und geben Tipps für die am besten geeignete Anlage in verschiedenen Gebäuden.

Rauchabzugsanlage

Welche Arten von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen gibt es?

Brandschutzexperten unterscheiden folgende Arten von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen:

  • natürliche Rauchabzugsanlagen
  • maschinelle (NRA) Rauchabzugsanlagen (MRA)
  • Rauch-Differenzdruckanlagen (RDA)
  • Garagenentrauchungen
  • Aufzugsschachtentrauchungen
  • Wärmeabzüge (WA)

Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (NRA)

Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsanlagen nutzen thermische Effekte, um Rauch und Wärme abzuleiten: Sie arbeiten mit Auftrieb und Luftströmungen, um Rauch und Hitze aus einem Bereich abzuleiten.

Die wichtigsten Bestandteile solcher NRA sind Rauchabzugsöffnungen im Dach sowie im oberen Wandbereich eines Gebäudes. Die Steuerung, also das Öffnen oder Schließen, kann entweder manuell oder automatisch erfolgen.

Bei einer automatischen Steuerung werden die Rauch- und Wärmeabzugsanlagen geöffnet, sobald Rauchmelder, Wärmefühler oder Brandmelder einen entsprechenden Impuls geben. Die Öffnungssysteme müssen also mit der örtlichen Brandmeldeanlage BMA gekoppelt werden.

Die Vorteile von NRA-Systemen

Der wichtigste Vorteil einer solchen natürlichen Rauchabzugsanlage ist, dass sie auch ohne Stromzufuhr für den Abzug gefährlicher Brandgase sorgen kann. Denn in der Regel sind auch die automatischen Systeme dafür ausgestattet, dass man sie manuell öffnen kann.

Außerdem sind die NRA-Systeme recht kostengünstig – wenn man sie denn beim Neubau direkt mit einplant. Die Nachrüstung ist hingegen eher teuer, weil man neue Öffnungen im Gebäude schaffen muss.

Zu den Vorteilen der natürlichen Rauchabzüge zählt zudem, dass sie nur wenig Wartungsaufwand mitbringen. Allerdings muss regelmäßig überprüft werden, ob die Signalweiterleitung von der BMA an die Rauchabzüge funktioniert.

Die Nachteile der natürlichen Rauchabzugssysteme

Wie gut sich ein Gebäude zum Einbau von NRA-Systemen für den Rauchabzug eignet, ist extrem individuell. Denn sehr verwinkelte Gebäude mit kleinteiliger Raumaufteilung können sich diese Art des Rauchabzugs oft nicht zunutze machen. Ideal sind aber Gebäude mit großen Räumen und Lichtkuppeln.

Wie effektiv der Rauchabzug durch solche NRA funktioniert, hängt außerdem vom Wetter ab. Drückt z. B. eine Wetterlage den Wind eher auf das Gebäude, kann der Rauch kaum entweichen.

Maschinelle Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (MRA)

Bei maschinellen Rauch- und Wärmeabzugsanlagen kommen Ventilatoren zum Einsatz, die Rauch und Wärme aus dem Gebäude ziehen. Diese Anlagen sind besonders in komplexen Gebäuden mit mehreren Stockwerken oder in Bereichen ohne natürliche Rauchabzugswege im Einsatz. Ausgelöst wird solch ein Rauchabzugssystem durch die BMA bzw. die darin integrierten Rauchmelder.

Die Vorteile von MRA-Systemen

Die MRA-Systeme erlauben im Brandfall, den Rauch sehr kontrolliert und gezielt abzuführen. Sie zeichnen sich erfahrungsgemäß durch eine hohe Zuverlässigkeit aus und leiten Rauch und Brandgase der effektiv aus dem Gebäude.

Dabei sind sie weniger anfällig für widrige Wetterbedingungen als natürliche Abzugsanlagen. Denn durch den mechanischen Antrieb und hohen Druck der Ventilatoren werden die Rauchgase auch bei wetterbedingtem Gegendruck von außen sicher aus dem Gebäude abgeleitet.

Die Nachteile der maschinellen Abzugssysteme

Generell schlagen maschinelle Anlagen zum Rauchabzug mit höheren Kosten zu Buche – und zwar sowohl in der Anschaffung bzw. dem Einbau wie auch im laufenden Betrieb. Denn anders als natürliche Rauchabzugsöffnungen müssen die maschinellen Systeme regelmäßig gewartet und überprüft werden.

Ein weiterer Nachteil ist, dass die Funktionsfähigkeit solcher MRA auf einer funktionierenden Stromversorgung basiert. Fällt der Strom im Gebäude jedoch aus, beispielsweise aufgrund des Feuers, laufen die Ventilatoren nicht an.

Daher wird häufig der Anschluss dieser Systeme an eine Notstromversorgung empfohlen – was wiederum ebenfalls ein hoher Kostenfaktor ist.

Optimallösung: Kombination von natürlichen und maschinellen Abzugsanlagen

Viele Gebäudebesitzer machen sich die Vorteile beider Systeme zunutze und setzen auf eine Kombination aus natürlichen und maschinellen Rauch- und Wärmeabzugsanlagen. So kann man ein Gebäude mit natürlichen Rauchabzugsöffnungen ausstatten, die geringe Rauchmengen zuverlässig abführen. Kommt es jedoch zu einem größeren Brand, werden mechanische Ventilatoren zugeschaltet, um eine wirksame Rauchableitung sicherzustellen.

Rauch-Differenzdruckanlagen (RDA)

Eine spezielle Form moderner Rauchabzugssysteme sind Rauch-Differenzdruckanlagen (RDA). Diese Anlagen erzeugen einen Überdruck in bestimmten Bereichen des Gebäudes, wie Treppenhäusern oder Flucht- und Rettungswegen.

Durch den Überdruck wird das Eindringen von Rauch in diese Bereiche verhindert. Dadurch werden die Evakuierungs- und Rettungsmaßnahmen bei einem Brand erleichtert.

Solche Systeme sind vor allem in Gebäuden wichtig, in denen sich ständig viele Menschen aufhalten – von Hotels und Bildungsstätten über Flughäfen und Bahnhöfe bis hin zu Kliniken oder Einkaufszentren.

Besonders essentiell ist der Einbau von Rauch-Differenzdruckanlagen in Hochhäusern. Denn dort dauert die Evakuierung naturgemäß umso länger, je mehr Etagen bei der Flucht aus dem Gebäude überwunden werden müssen. Mit RDA kann man sich wertvolle Zeit für die Evakuierungsmaßnahmen bei Bränden erkaufen.

Vor- und Nachteile der RDA

Der wichtigste Vorteil einer RDA liegt auf der Hand: Man schützt damit die Rettungswege und Fluchtrouten gegen Raucheintritt. Das trägt entscheidend zum Schutz von Menschenleben bei einem Brandausbruch bei.

Doch, und hier kommen wir zu den Nachteilen, die Planung und die Installation solcher Systeme sind eine komplexe Angelegenheit – und entsprechend teuer. Auch die regelmäßige Wartung schlägt mit empfindlichen Kosten zu Buche.

Was ist der Unterschied zwischen Rauch- und Wärmeabzugsanlagen?

Auch wenn die beiden Systeme oft in einem Atemzug genannt werden, gibt es Unterschiede zwischen dezidierten Rauch- und Wärmeabzugseinrichtungen.

Zum einen gilt: Jeder Rauchabzug zieht immer auch Hitze mit aus dem Gebäude. Daher sind eigentlich sämtliche Rauchabzüge auch gleichzeitig Wärmeabzüge.

Aber umgekehrt gilt das nicht. Es gibt nämlich auch Systeme für den Wärmeabzug (WA), die allein nur diesem Zweck dienen, die Brandhitze aus dem Gebäude zu lassen. Sie kommen zum Zuge, wenn es im wahrsten Sinne des Wortes für einen Rauchabzug viel zu spät ist.

Denn unter die WA-Systeme fallen Wand- und Dachflächen, die aus einem bestimmten Material gefertigt sind, dass bei großer Hitze irgendwann schmilzt – und damit den Weg für die Wärmeableitung nach draußen freigibt. Diese sogenannten thermoplastischen Flächen schmelzen also durch die Hitze eines Feuers ab, was eigentlich nur bei einem Vollbrand passieren kann. Sie haben keinerlei Bedeutung für den Personenschutz – denn zu dem Zeitpunkt, an dem sie schmelzen, wären Menschen im Gebäudeinneren bereits verbrannt.

Die Wärmeabzüge dienen also nicht dem Personenschutz, sondern dem Gebäudeschutz – und zwar dem Erhalt der strukturellen Integrität.

Sprich: Selbst wenn das Gebäude innen völlig ausbrennt, behält es bei ausreichender Wärmeableitung seine Tragfähigkeit. Die WA-Einrichtungen sind also wichtig für den Schutz von Sachgütern, während Rauchabzugs-Systeme in erster Linie dem Personenschutz dienen.

Die Rauchabzüge haben darüber hinaus aber auch durchaus eine Sachschutzfunktion. Denn wo kein Rauch die Sicht verhindert, kann die Feuerwehr viel effektiver löschen.

Garagen- und Aufzugsschacht-Entrauchungen

Für einige Bereiche gibt es spezifische Rauch- und Wärmeabzugsanlagen. Das gilt unter anderem für Garagen (speziell Tiefgaragen) sowie Fahrstuhlschächte. Häufig werden bei den Entrauchungssystemen in solchen Bereichen maschinelle und natürliche Systeme kombiniert, um Rauch so schnell und effektiv wie möglich abzuleiten. Denn Rauchentwicklung in engen, unterirdischen Räumlichkeiten ist besonders gefährlich.

Welche Art von Rauch- und Wärmeabzugsanlage ist die richtige für das eigene Gebäude?

Angesichts der Vielzahl an Systemen stehen viele Gebäudebetreiber vor der Frage, welche Rauch- und Wärmeabzugssysteme sie beim Neubau oder der Gebäudesanierung einbauen sollten. Erfahrungsgemäß lässt sich sagen, dass man mit einer Kombination aus natürlicher, maschineller und Druck-basierter Entrauchung am besten fährt.

Um festzulegen, an welchen Stellen genau welche Art von Abzugssystem in einem Gebäude die beste Wahl ist, sind jedoch Experten gefragt. Brandschutzexperten kommen zum Einsatz, um die optimale Planung der Rauch- und Wärmeabzugseinrichtungen vorzunehmen.

Dazu sollten sie so früh wie möglich in die Bauplanung einbezogen werden. Diese Fachleute sind auch mit sämtlichen Vorschriften hinsichtlich des Brandschutzes und der Entrauchung von Gebäuden verschiedenster Bau- und Nutzungsarten vertraut.

Wer das Konzept für die Rauch- und Wärmeabzugsanlagen in seinem Gebäude in die Hände solcher Profis legt, muss nicht befürchten, dass der Bauantrag wegen fehlerhafter Brandschutzplanung abgelehnt wird. Ein guter Ansprechpartner für dieses Thema ist unter anderem der Fachverband Tageslicht und Rauchschutz (FVLR).

Als Fachbetrieb in diesem Einsatzfeld kann die Brandwache 24/7 GmbH Ihnen gern entsprechende Kontakte zu passenden Experten vermitteln.

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