Was ist der Unterschied zwischen Brandschutzklassen und Feuerwiderstandsklassen?
Obwohl die beiden Begriff manchmal synonym verwendet werden, gibt es inhaltlich sehr klare Unterschiede zwischen Brandschutz- und Feuerwiderstandsklassen. Denn während Brandschutzklassen die Brennbarkeit von Baumaterialien beschreiben, geben Feuerwiderstandsarten an, wie lange ein Bauteil einem Feuer widerstehen kann. Die Brandschutzklasse gibt also eine Information dahingehend, ob ein bestimmtes Material brennbar ist und wie einfach es sich entzünden lässt. Die Feuerwiderstandsklasse hingegen ist wichtig, um einschätzen zu können, wie lange ein Bauteil im Gebäude den Flammen widersteht, bevor der Brand durchbrechen kann oder die Tragfähigkeit des Bauteils nachlässt.
Brandschutzklassen sind mit den Buchstaben A und B sowie Zahlenwerten gekennzeichnet, Feuerwiderstandsklassen sind anhand des vorangestellten „F“, „G“ oder „T“ erkennbar. Es gibt sogar Kombinationen, wo beide Arten von Brandschutz-Klassifizierungen verwendet werden.
Brandschutzklassen: Die Einteilung von Baustoffen nach Brennbarkeit
Das wichtigste Regelwerk zum Thema Brandschutzklassen ist die DIN 4102. Sie beschreibt im Groben zwei Arten von Baustoffen: Solche mit Brandschutzklassen der Variante „A“, die nicht brennbar sind. Und solche mit Brandschutzklasse „B“, die brennbar sind. Durch das Beistellen von Zahlen werden in jeder dieser Klassifizierungen noch Unterkategorien gebildet. In manchen Dokumenten werden die Brandschutzklassen auch als Baustoffklassen bezeichnet.
Die wichtigsten Brandstoffklassen bzw. Baustoffklassen sind:
Brandschutzkategorie A: Nicht brennbare Bauteile, wie beispielsweise Glas, Beton, Stahl, Gusseisen, Baukeramik und so weiter.
Brandschutzklasse A1: Vollständig nicht brennbare Baustoffe wie Sand, Kies, Lehm und Gesteine, aber auch Beton aller Art, Mineralien, Zement, Metall und Legierungen, Steinzeug und Keramik sowie Ziegel und Glas.
Brandschutzklasse A2: nicht brennbare Materialien, die in geringen Teilen Brennbares enthalten. Das sind beispielsweise Glaswolle, Mineralwolle, bituminöser Kalkstein, Gipskartonplatten mit geschlossener Oberfläche, Spezialschaumstoffe und Styroporbeton.
Brandschutzkategorie B: Brennbare Baustoffe
Brandschutzklasse B1: Schwer entflammbare Baustoffe wie beispielsweise brandschutzbehandelte Holzwerkstoffe, Walzasphalt, Polyvinylchlorid, Hartschaum-Bauteile, Kunstharzputz, Gussasphalt und Spezialspanplatten sowie polymergebundene Kunststeine.
Brandschutzklasse B2: Normal entflammbare Materialien, wie z. B. Weichholz, Textilien, Polypropylen und Silikon.
Brandschutzklasse B3: Leicht entflammbare Baustoffe, die schnell abbrennen. Darunter fallen z. B. Tapete und Polystyrol. Der Einbau von Stoffen mit Brandschutzklasse B3 ist in vielen Bereichen verboten.
Brandschutzklassen spielen vor allem bei Bau- und Renovierungsarbeiten eine wichtige Rolle. Man sollte die verschiedenen Brandschutzklassen der einzelnen Baustoffe kennen, um je nach Einsatzfeld die passende Wahl zu treffen. Das ist für den normgerechten baulichen Brandschutz entscheidend.
Wer sich um Brandschutzklassen keine Gedanken macht und Baustoffe ohne den Blick auf dieses Kriterium verwendet, kann in die Verlegenheit kommen, bereits fertiggestellte Bauten komplett oder teilweise zurückbauen zu müssen. Um das zu verhindern, sollte man vor dem Einbau das Thema Brandschutzklassen berücksichtigen. So gibt es z. B. für Gebäude mit mehr als zwei Geschossen die Auflage, in der Wärmedämmung Baustoffe mit mindestens Brandschutzklasse B1 oder höher zu verwenden. Für Hochhäuser sind sogar Werkstoffe der Kategorie A1 für die Dämmung vorgeschrieben.
Im Zweifelsfall lohnt es sich immer, einen Experten für den Brandschutz in der Planung von Bau- oder Sanierungsmaßnahmen hinzuzuziehen. Gern kann die Brandwache 24/7 GmbH Sie bei diesem Thema fachkundig unterstützen.
Feuerwiderstandsklassen: Die Angabe, wie lange das Bauteil dem Feuer standhält
Die Feuerwiderstandsklassen sind wichtig, um einschätzen zu können, wie lange ein bestimmtes Bauteil einem Feuer standhalten kann. Denn zahlreiche Bauteile, ob Türen, Wände oder Treppen, bestehen aus mehr als nur einem einzigen Baustoff. Die Feuerwiderstandsklasse gibt an, welchen Schutz das jeweilige Bauteil beim Ausbruch eines Brandes bietet. Eine wichtige Norm für den Feuerwiderstand ist die DIN EN 13501.
Die Angabe des Feuerwiderstands erfolgt durch einen Zahlenwert, der darstellt, wie viele Minuten das Bauteil den Flammen mindestens standhalten sowie seine jeweilige Funktion beibehalten kann.
Es gibt folgende Kategorien bei den Feuerwiderstandsklassen:
F 30: Bauteile mit dieser Klassifizierung sind für 30 min feuerhemmend.
F 60: Bauteile mit Klassifizierung F 60 gelten als hochfeuerhemmend, weil sie den Flammen für 60 min widerstehen können.
F 90: Als feuerbeständig werden Bauteile mit der Klassifizierung F 90 bezeichnet. Sie halten ein Feuer für 90 min auf.
F 120: Die Klassifizierung F 120 steht für hochfeuerbeständige Bauteile.
F 180: Bauteile mit der Feuerwiderstandsklasse F 180 gelten als höchstfeuerbeständig.
Wenn bei der Feuerwiderstandsklasse statt des „F“ ein „T“ vorangestellt wird, handelt es sich um eine Tür, eine Klappe oder eine gesicherte Öffnung. Wird ein „G“ vorangestellt, geht es um den Feuerwiderstand von bestimmten Verglasungen und Fenstern.
Die Kombination von Brandschutzklassen und Feuerwiderstandsklassen
Es ist möglich, dass zu einem Bauteil eine Angabe zu finden ist, die sowohl Aussage zur Brandschutzklasse wie auch zum Feuerwiderstand enthält. Das kann dann z. B. folgendermaßen aussehen: „F 30-B“. Dies bedeutet, dass es sich um ein Bauteil aus brennbarem Material handelt (B), welches jedoch in der Lage ist, einem Feuer mindestens 30 Minuten lang zu widerstehen (F 30).
Die Einzelkriterien für die Festlegung der Feuerwiderstandsklasse
Bei der Einordnung in die einzelnen Feuerwiderstandsklassen werden vorrangig die folgenden drei Faktoren betrachtet: Tragfähigkeit, Raumabschluss und Wärmedämmung. Jedes einzelne dieser Kriterien wird überprüft – und die Einordnung erfolgt nach dem Prinzip des geringsten Widerstands.
Ein Bauteil kann also z. B. mit Feuerwiderstandsklasse F 30 eingeordnet werden, obwohl es deutlich länger als 30 Minuten tragfähig bleibt – einfach, weil nach 30 min auf der dem Brand abgewandten Seite die Temperatur ansteigt, also die Wärmedämmung versagt. Oder weil nach 30 min der erste Rauch durchkommt, also der Raumabschluss versagt.
Warum eine hohe Brandschutzklasse nicht gleichzeitig auch hohen Feuerwiderstand bedeutet
Als Laie könnte man annehmen: Wenn ausschließlich Materialien der Brandschutzkategorie A verbaut werden, braucht man sich um das Ausbreiten eines Feuers doch eigentlich keine Gedanken zu machen. Schließlich sind Baustoffe mit Brandschutzklasse A1 oder A2 ja nicht brennbar, oder? Und daher kann ein Feuer ihnen auch nichts anhaben, richtig?
Diese Schlussfolgerung liegt zwar nahe, kann jedoch zu gefährlichen Fehlentscheidungen bei der Baustoffwahl führen. Denn die Brennbarkeit ist nur eines der Kriterien für die Ausbreitung eines Feuers bzw. die Schäden an einem Gebäude. So ist beispielsweise Stahl eindeutig nicht brennbar. Doch er verliert bei hohen Temperaturen schnell seine Tragfähigkeit. Ein Stahlträger wird daher einem Brand nur eine gewisse Zeit lang standhalten – und dann nachgeben. Das kann zum Einsturz kompletter Etagen führen, obwohl diese auf unbrennbarem Trägermaterial aufgesetzt wurden.
Im Gegenzug dazu kann z. B. eine Wand aus Holz überraschen: Sie fällt zwar eindeutig in die Brandschutzkategorie B. Doch das Material verkohlt beim Kontakt mit den Flammen. Und dies sorgt dafür, dass das weitere Abbrennen deutlich langsamer erfolgt. Im Einzelfall kann also eine Holzwand bei einem Brand länger ihre Tragfähigkeit behalten als ein Stahlträger. Und genau aus diesem Grund bedarf es der Konkretisierung durch Feuerwiderstandsklassen.
Brandklassen: zur Klassifizierung der Löschmittel
Im Brandschutz gibt es neben den Begriffen Brandschutzklasse und Feuerwiderstandsklasse übrigens noch einen dritten häufig anzutreffenden Begriff: die Brandklasse. Die Brandklassen sind von A bi F (ausgenommen E) eingeteilt und legen fest, mit welcher Art von Löschmittel welche Art von brennendem Material gelöscht werden sollte. Denn wenn man in der Brandbekämpfung zum falschen Löschmittel greift, kann man im schlimmsten Fall die Situation sogar noch verschärfen statt verbessern.
Die einzelnen Brandklassen sind:
Brandklasse A: Brand fester Materialien wie Stoff oder Holz. Diese Brände können gelöscht werden mit Pulverlöscher mit Glutbrandpulver, Schaumlöscher, Wasserlöscher oder Fettbrandlöscher.
Brandklasse B: Brand von Flüssigkeiten wie Benzin oder Öl. Löschmittel der Wahl sind dafür Fettbrandlöscher, Kohlendioxidlöscher, Schaumlöscher sowie Pulverlöscher mit Glutbrandpulver.
Brandklasse C: Brand gasförmiger Stoffe wie Propan. Diese dürfen nur mittels Pulverlöscher mit Glutbrandpulver bekämpft werden.
Brandklasse D: Brand von Metallen wie Magnesium oder Aluminium. Solche Brände müssen mittels Pulverlöscher mit Metallbrandpulver gelöscht werden.
Brandklasse F: Brand von Speisefett und Speiseöl. Solche Brände darf man ausschließlich mit Fettbrandlöscher eindämmen.
Auf jedem Feuerlöscher ist durch Piktogramme die Brandklasse dargestellt, für die sich das enthaltene Löschmittel eignet. Die Kenntnis der Brandklassen und der verschiedenen Löschmittel ist essentiell für eine erfolgreiche Brandbekämpfung. Denn wenn ein Laie beispielsweise versucht, einen Fettbrand mit Wasser zu löschen, kommt es zu einer Fettexplosion und das Feuer breitet sich schlagartig weiter aus. Das ist lebensgefährlich – und daher ist es nachvollziehbar, dass man nur dann zum Feuerlöscher greifen sollte, wenn man sich sicher ist, das richtige Löschmittel für den jeweiligen Brandherd gewählt zu haben.
Dieses Fachwissen wird beispielsweise im Rahmen der Ausbildung zum zertifizierten Brandschutzhelfer vermittelt. Die Brandwache 24/7 GmbH bietet diese Ausbildung für Interessenten aller Branchen an.
Experten bei der Brandschutzplanung hinzuziehen
Es zeigt sich, dass das Thema Brandschutzklassen und Feuerwiderstandsklassen sehr komplex ist. Um als Laie beim Bau oder Ausbau eines Gebäudes an dieser Stelle nichts falsch zu machen, empfiehlt sich daher die Konsultation von Brandschutzexperten. Im Rahmen der Bauplanung kann unser Fachbetrieb Sie beispielsweise fachkundig unterstützen, damit an allen Stellen genau die richtigen, vorgeschriebenen Baustoffe mit den entsprechenden Brandschutzklassen zum Einsatz kommen.