Der Handlungsbedarf: Weshalb benötigen Systemsprenger eine Einzelbetreuung?
Es gibt Kinder und Jugendliche mit derart ausgeprägten Verhaltensstörungen, dass sie im normalen Rahmen in den Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen nicht mit anderen Kindern zusammen betreut werden können. Typisch für diese Fälle ist ein unberechenbares Verhalten, das ständige bewusste und unbewusste Brechen von Regeln und die Tendenz zur Eskalation: Diese Kids reagieren oft selbst auf kleinste Trigger schon mit extremen Wut- und Gewaltausbrüchen.
Ein derartiges Verhalten ist disruptiv: Es stört – beziehungsweise „sprengt“ – die klassischen Betreuungssysteme und -abläufe. Deshalb werden solche Kinder auch als „Systemsprenger“ bezeichnet. Andere Bezeichnungen für solche Härtefälle sind „Grenzgänger“ und „Systemtester“.
Das Ergebnis ist meist chaotisch: Durch ein einzelnes Kind können die Abläufe in einer ganzen Einrichtung so gestört werden, dass sämtliche andere Kinder in Mitleidenschaft gezogen werden. Typisch für diese Problemfälle ist, dass sie in kurzer Folge mehrere Einrichtungen durchlaufen.
Wird man in Betreuungsstelle A nicht mit ihnen fertig, werden sie an Betreuungsstelle B weitergegeben – und so fort. Das trägt jedoch nicht zu einer Lösung des grundlegenden Problems bei, sondern verschlimmert häufig die Verhaltensauffälligkeiten solcher Systemsprenger weiter.
Konsequenz: Systemsprenger brauchen Einzelbetreuung
Die einzige Lösung ist daher die Einzelbetreuung: Diese Kids müssen individuell betreut werden, mit einer Strategie, die genau auf ihre individuellen Bedürfnisse und Defizite ausgerichtet ist. Fachpersonen für solch eine Einzelbetreuung verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher sind jedoch in den klassischen Einrichtungen der Jugendhilfe kaum vorhanden. Denn dort ist alles auf die Gruppenbetreuung zahlreicher Kinder ausgelegt.
Die Lücke in der Betreuung für Systemsprenger wird daher häufig durch Fachpersonal von außen geschlossen. Bevorzugt kommen für diese Aufgabe Sicherheitsfachkräfte zum Einsatz, die Kompetenzen in sozialer und pädagogischer Arbeit mitbringen. Diese Profis sind in der Lage, ein solches als Systemsprenger eingestuftes Kind angemessen zu betreuen und haben dabei vor allem die Sicherheit aller Beteiligten im Blick.
Der Bedarf ist hoch: Schätzungsweise rund 5.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland werden als Systemsprenger eingestuft. Entsprechend stark ist die Nachfrage nach geeigneten Betreuern für diese Kids.
Die Umsetzung: So funktioniert die Einzelbetreuung von Systemsprengern
Die Einzelbetreuung von Systemsprengern beginnt mit einer Analyse. Darin wird erfasst, welche Verhaltensauffälligkeiten das Kind an den Tag legt, welche Trigger eventuell Wut- oder Gewaltausbrüche auslösen können und in welchem Maße das Kind im Alltag Betreuung benötigt.
Um diese Analyse zu erstellen, konsultiert man Personen, die schon als Betreuer oder Therapeuten mit dem betreffenden Kind zu tun hatten. So bekommt man ein ganzheitliches Bild vom Ist-Zustand und Betreuungsbedarf – und kann basierend darauf gezielt die Maßnahmen für die Einzelbetreuung planen.
Auch das Verhältnis des Kindes zu seinem Umfeld wird in die Planung einbezogen. Denn wenn einem Systemsprenger ein eigener Betreuer an die Seite gestellt wird, ist es häufig möglich, das Kind weiterhin in bestehenden Wohngruppen oder Jugendhilfe-Einrichtungen zu behalten. Der Betreuungsbedarf für Systemsprenger erstreckt sich jedoch häufig auf den gesamten Tag, bis spät in den Abend hinein. Selbst Nachtschichten sind für die zuständigen Betreuer beim Umgang mit Systemsprengern keine Seltenheit.
Betreuung von Systemsprengern als Fulltime Job
Die Umsetzung der Einzelbetreuung sieht dann so aus, dass erfahrene Fachkräfte ständig an der Seite des Kindes sind. Diesen Job üben sie sowohl aus, während das Kind in seiner Wohngruppe ist, wie auch bei Außenterminen – von Arztbesuchen bis hin zu Sportveranstaltungen.
Auch in die Schule kann man Systemsprenger begleiten, wenn die Kids eine Schule besuchen. Der Vorteil dieser ständigen Betreuung ist, dass der Betreuer sehr schnell mit den Eigenarten des Kindes vertraut wird. Dadurch kann er schon anhand kleinster Anzeichen die Anfänge eines Wut- oder Gewaltausbruchs erkennen – und eine Eskalation noch abwenden. Gleichzeitig gibt es den betreuten Kids Selbstvertrauen, wenn sie sich auf jemanden verlassen können, der stets an ihrer Seite ist. So kann auch die Entwicklung der Systemsprenger positiv beeinflusst werden.
Denn viele der betroffenen Kinder haben ein großes Problem damit, dass sich in der klassischen Kinder- und Jugendbetreuung ständig die Ansprechpartner und Betreuungspersonen ändern – was allein schon wegen des Schichtsystems in einem Wohnheim und ähnlichen Einrichtungen unvermeidbar ist. Haben sie jedoch einen eigenen Betreuer an ihrer Seite, können sie der Welt viel selbstsicherer entgegentreten.
Welche Fachkräfte sind für die Einzelbetreuung von Systemsprengern zuständig?
Die Einzelbetreuung von Systemsprengern wird oft in die Hände von Fachkräften gelegt, die neben Erfahrungen in der Sozialarbeit bzw. Pädagogik auch eine Security-Ausbildung und den entsprechenden Erfahrungshorizont mitbringen.
Zugleich müssen die Betreuer auch eine stabile Persönlichkeit, eine hohe Belastbarkeit und mentale Stärke haben. Denn der Umgang mit stark verhaltensauffälligen Kindern stellt für alle Beteiligten eine enorme Herausforderung dar, auch psychisch.
Besonders wichtig ist der routinierte Einsatz von wirksamen Deeskalationstechniken, wenn man es mit Systemsprengern zu tun hat. Denn mit Hilfe solcher Taktiken lässt sich die gewalttätige Eskalation von Konflikt- und Krisensituation häufig abwenden.
Und bei der Arbeit mit den Kids in Grenzsituationen können solche Momente im Ernstfall mehrmals täglich auftreten. Zu den wichtigsten Kompetenzen und Strategien bei der Deeskalation zählen das gezielte Zuhören, die gezielte Modulation der eigenen Tonlage sowie die richtige Wortwahl. Auch die Körpersprache spielt eine entscheidende Rolle, wenn man eine Situation am Eskalieren hindern möchte.
Die Wutausbrüche bei Systemsprengern stammen nicht selten daher, dass die Kids sich ohnmächtig fühlen. Gibt man ihnen jedoch das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen und sie gehört werden, ist schon viel Konfliktpotenzial aus der Situation genommen.
Und natürlich braucht man sensible Sensoren, um die Trigger zu erkennen und zu vermeiden, die gewalttätiges oder übergriffiges Verhalten bei dem jungen Grenzgänger auslösen.
All dies können unsere erfahrenen Fachkräfte leisten, die wir für die Betreuung von Systemsprengern zur Verfügung stellen können. Gern beraten wir Sie dazu persönlich.